Gangwerkstudien
an einem normalen,
durchschnittlichen
Afghanengangwerk
anhand
von meiner eigenen Gene
 
Ihr Gangwerk beim Freilauf, einmal im zarten Alter von 6
Monaten
und zweitens ausgereift mit 3 Jahren.
Genießen Sie die zwei Schnappschüsse mit
einem ausgewogenen
Seitengangwerk, ausgreifend und schubvoll.
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Das Seitengangwerk wird von dem rassekundigen
Zuchtrichter in
Hinblick auf zwei Aspekte bewertet:
"Type" und "Soundness", wie
es im Englischen
heißt und dort auch als Gegensatzpaar geläufig ist.
"Type" ist das, was im
Rassestandard steht:
"Fließend und federnd in hochklassigem Stil."
Bedeutung: Die Bewegung fliesst ohne Stockungen und
Störung,
dabei federnd bei stolzer Haltung.
Dies beschreibt, worin sich die Bewegung des Afghanen
von der anderer
Hunderassen unterscheidet.
Essentiell für den Rassetyp sind also ein
flüssiger Bewegungsablauf
mit deutlichem Heben in die Luft,
der sogenannten Schwebephase, sowie einer stolz
aufgerichteten Kopf-
und Rutenhaltung.
Meiner Gene mangelt es bezüglich der geforderten stolzen Haltung
am rassespezifischen "Type".
"Soundness" ist das, was nicht
im Rassestandard
steht, aber für jeden Hund gilt, nämlich
Funktionalität.
Im Kommen und Gehen bedeutet es, dass die Läufe in
sich gerade
und leicht zu einer Mittellinie hin
konvergierend gesetzt werden, also weder aus- noch
eindrehen, schlenkern
oder sich gar kreuzen.
Im Seitengangwerk ist mit Soundness vor allem die
Harmonie, die
Symmetrie der Gliedmaßen, gemeint.
Um mein derzeitiges Verständnis von Harmonie und
Symmetrie
zu veranschaulichen, zwei Grafiken:
 
effizienter
Ausdauertrab
ausgreifender Showtrab
Um die Symmetrie (Balance, Harmonie) zu
veranschaulichen, sind drei Hilfslinien allgemein üblich:
Das weiße Senkrechtlot von der Schulterblattspitze
zum Boden
bzw. vom Hüftbeinhöcker zum Boden
teilt die Pendelbewegung der entsprechenden
Gliedmaßen in
zwei, theoretisch gleich große Hälften.
Der effiziente Ausdauertrab, bei dem es um eine
kraftsparende Langstreckenbewältigung
geht,
sollte eine gleichmäßige Pendelbwegung
zeigen, also eine
gleiche Bewegung aller vier Läufe.
Auf dem ersten Bild trabt Gene locker und entspannt: ein
symmetrischer
(triangularer) Ausdauertrab.
Die gelben Streckungslinien,
die die Pfote
und den Angelpunkt verbinden, stellen den Vortritt und Schub dar.
Für die meisten gilt ein Gangwerk dann als
harmonisch, wenn
die gelben Lote, also Vortritt und Schub,
sich entsprechen, also spiegelbildlich sind. Harmonisch und
ausgreifend ist
ein Gangwerk dann, wenn
die gelben Linien länger werden als die roten
Linien. Die reine
Effizienz wird durch Raumgewinn ersetzt.
Das zweite Foto von Gene im beschleunigten Showtrab
zeigt die ausgreifendere
Aktion vorne und hinten.
Manche fordern zusätzlich zu den spiegelbildlichen
gelben Lotlinien
auch symmetrische rote Lote.
Auch die roten Hilfslinien
sollten zueineinander
spiegelbildlich sein (im Ausdauertrab auch zu Gelb).
Beim ausgreifenden Trab beginnen die Gliedmaßen
zwischen den
Loten (der Platz bleibt ja derselbe)
sich zu behindern. Man sieht im rechten Foto, dass die
Vorhand kompensatorisch
ein wenig voraus eilt.
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Für so manche Ansprüche an die Harmonie
des
Gangwerks sind allein die gelben Linien ausschlag- gebend. Je
mehr Vortritt und Schub, desto toller. Das Vermögen,
so weit wie möglich
auszugreifen, wird zum
alles entscheidenden Maßstab. Ein solch extrem
ausgreifende Gangwerk gilt dann aus
dieser Sicht als vorbildhaft und am meisten erstrebenswert.
Auf die Aktion unter dem Körper wird nicht geachtet
- kann auch
gar nicht: Symmetrie ist bei einem derart forcierten Tempo
nicht mehr
möglich. Die Phase,
in der sich die unter dem Körper befindlichen Stützbeine
begegnen, verläuft nicht mehr synchron zur
größten Streckung der ausgreifenden Beine.
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Der fliegende Trab zeigt nur eines: zu
welchem Grad
an Ausgreifen (und Übergreifen) der Hund fähig ist.
Mit dem Grad an Soundness und symmetrischer
Funktionalität
hat der übertriebene Showtrab nichts zu tun.
Nur ganz wenige Hunde schaffen es, auch in forcierter
Speed noch
eine akzeptable Koordination zu zeigen.
Aber diese Virtuosität ist ausgesprochen rar. Oft
geht ein
extremes Gangwerk auf Kosten der Symmetrie.
Bei der Abfolge der drei Schemata von dem lockeren Trab
über
den ausgreifenden Trab bis hin zum forcierten Trab des obigen
Scherenschnitts
sieht man sehr schön, wie beim zunehmenden Tempo der nachgezogene
Vorderlauf "voraus eilt" und vorzeitig die Mitte zwischen den
weißen
Loten verlassen hat.
Es gibt Afghanen, die auch in einem langsamen Trabtempo
dieses Vorauseilen
(Asynchronie) zeigen.
Nach den Regeln der Soundness ist solch ein Gangwerk
"unsound",
also unkoordiniert und nicht funktional. |
Einzelne Detailstudien zu Genes Gangwerk:
alle folgenden Fotos im Alter von rund 2 Jahren
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Harmonie des
Seitengangwerks: |
Effizienz des
Afghanentrabs: |
Harmonie (Balance) zeigt sich in der
fast identischen
Schrittweite und triangularen Beinführung
(d.h. wenn man man unter den Schulterblattspitzen bzw.
den Hüftbeinhöckern
ein Lot fällt, pendelt das Bein ungefähr gleich weit vor und
zurück).
Noch deutlicher erkennbar zeigt Gene dies im vorherigen
oberen Foto
mit erwachsenen 3 Jahren. |
Deutlich zu erkennen ist, dass sie
minimal mehr Schub
als Vortritt hat. Der Oberarm geht vor bis in die Horizontale, so dass
die Vorhandwinkelungen fast eine Gerade bilden
(besonders gut zu erkennen auf dem Foto darüber).
Ebenso werden die Winkelungen der Hinterhand
vollständig in
einer geraden Linie ausgestreckt
(ebenfalls sehr schön im oberen Foto zu sehen). |
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Schub aus der
Hinterhand: |
Die Hinterpfote bleibt ganz lange am Boden, um den
Schub vollständig
nach vorne durchzugeben, und kickt daher die Pfote erst kurz vor der
vollständigen
Streckung des Hinterlaufs und dicht über dem Boden nach hinten
weg.
So verpufft kein Schub in der Luft. |
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Interference:
(d.h. die Behinderung der Aktion der Beine unterhalb des Körpers)
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Im lockeren, nicht forcierten Tempo tritt die
Hinterpfote genau
in den Fussstapfen der Vorderpfote - optisch scheint es
jedenfalls so. Zufälligerweise hält
dieser
Schnappschuss exakt diesen Moment fest: Die hintere Vorderpfote kippt
zum
Abfussen
ab und die Hinterpfote schickt sich (scheinbar) an, sich direkt in den
Pfotenabdruck der Vorderpfote zu platzieren. Aber dieser Pfotenwechsel
ist eine Illusion.
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Das Foto rechts
daneben zeigt dieselbe Bewegungsphase einen Moment
später:
Die hintere Vorderpfote hat inzwischen den Bodenkontakt verlassen
und wird gerade
nach vorne gezogen, während die Hinterpfote bereits aufgefusst hat
- allerdings deutlich VOR der Stelle, an der die Vorderpfote den Boden
verlassen hat. Das Hinterbein hat sich außen an der Vorderpfote
vorbei geschoben. |
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Federn: (d.h. die
Schwebephase im Trab)
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An diesen beiden
Schnappschüssen kann man an dem Schattenwurf von Körper und
Beinen
erkennen,
dass in dem festgehaltenen Augenblick jeweils mindestens drei Pfoten in
der Luft
sind,
kurz vor dem Auffussen. Vom Afghanen
wird ein "fliessender und federnder Trab in hochklassischen Stil"
verlangt. Genes Trab ist fliessend und federnd,
ihr fehlt jedoch der dritte Punkt, der Stil, d.h. die im Trab hoch
erhobene, stolze Kopf- und Rutenhaltung.
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Gradliniges
Kommen und Gehen: |
Fehlerlos geradlinige Beinführung bei der
Betrachtung von vorne
und hinten. Die Beine bewegen sich fast parallel bis leicht
konvergierend.
Nichts dreht oder schlenkert nach innen oder außen, weder beim
gerade
schwebenden noch beim belasteten Bein. Die gesamte Ballenfläche
der
Hinterpfote ist zu sehen. Besonders deutlich demonstriert dies das
Schneepfoto:
Schneeklumpen hängen an dem Langhaar des hinteren Mittelfusses,
darunter
lugen die Zehen der Hinterpfote hervor.
(weitere Fotos von vorne im Galopp:
siehe Frei2) |
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Pfotenplazierung:
Die Pfotenspur von Gene auf Schnee bei
Tauwetter.
Hier ist Gene in einem normalen Trabtempo entlang
gedüst. Der
Abdruck der Hinterpfote überragt den der Vorderpfote um ein ganzes
Stückchen. Gene trabte so schnell wie bei der Vorführung im
Ausstellungsring.
Dieses Foto demonstriert das typische Bild für
die Plazierung
der Pfoten.
Erstens ist es typisch, dass der Abdruck der
Hinterpfote schmaler,
kleiner und nicht so sehr getaut ist wie der größere,
breitere
der Vorderpfote, welche durch die höhere Gewichtsbelastung mehr
Wärme
auf den Schnee bringt als die abstoßende Kraft der Hinterpfote.
Die
Vorderpfote trägt das Gewicht des Hundes, die Hinterpfote ist
"nur"
für den Schub zuständig.
Zweitens ist es typisch, dass die die Hinterpfote
etwas weiter außen
aufsetzt als die Vorderpfote. Das ist daher in Ordnung, weil Windhunde
im Galopp die Hinterbeine außen an den Vorderbeinen
vorbeiführen
müssen. Dazu haben sie ihr relativ breites Becken. Fehlerhaft
wäre
es, wenn beide Hinterpfoten links oder rechts aufgesetzt werden
würden
und der Rücken schräg zur Laufrichtung gestellt wäre,
"krebsend"
genannt.
Nicht zuletzt finde ich an diesem Foto interessant,
dass es die Schrittweite
erahnen läßt: Selbst mit bloßem Augenmass wird
ersichtlich,
welche Distanz eine Pfote vom Abfussen bis zum nächsten Auffussen
zurücklegt. Schauen Sie mal, wie lang die Strecke zwischen dem
ersten
"links vorne" bis zum nächsten "links vorne" ist! Wie viele
Hundelängen
liegen wohl zwischen den beiden Abdrücken??
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Herzlichen Dank für Ihr Interesse an dieser
Web-Seite.

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